Ich bin dann mal raus
Stress und Probleme sind sexy! Das zumindest beobachte ich immer wieder, wenn ich mich so umhöre – nicht nur in der Arbeitswelt sondern auch im Privaten. Was gibt uns das Gefühl, immer gestresst sein zu müssen?
Ich habe den Eindruck, dass eine volle Agenda ein Zeichen von Wichtigkeit sein soll. Ich bin so wichtig, dass alle etwas von mir wollen… Mein Vater hat in meiner Kindheit oft gesagt, dass Zeit eine Frage der Prioritätensetzung sei. Was sind deine Prioritäten?
Wenn du dein Leben meisterst, obwohl du so viel Stress und Probleme hast:
heisst das dann, dass du wertvoll und wichtig bist?
heisst das dann, dass du etwas kannst?
heisst das dann, dass du ein Teil der grossen Masse bist und dazu gehörst?
Heisst das dann, dass du unverzichtbar bist?
Oder möchtest du dich von etwas ablenken?
Ich bin in den vergangenen Monaten an einigen Fronten bewusst und unbewusst einmal mehr des Öfteren diesem «Spiel» verfallen. Ich habe den gesunden Stress und Druck, der mir den Antrieb gibt, gewisse Dinge zu tun, mit dem für mich schädlichen Stress gemischt.
Und ich hatte in gewissen Momenten nicht den Mut, Nein zu sagen.
Und ich habe meinem Pflichtbewusstsein zu viel Priorität gegeben.
Und ich hatte das Gefühl, nicht genug zu tun.
Und ich war zu Dingen im Aussen loyaler als zu mir selbst.
Und dann kommt der Moment, an dem ich egoistisch an mein Wohlbefinden denke und den Schritt raus aus dem Hamsterrad mache. Für mich braucht das sehr viel Mut und ist ein Kraftakt, auch wenn es für manche Menschen in meinem Umfeld zum Teil sehr einfach und selbstbestimmt aussehen mag. Nein, das ist es auch bei mir nicht!
Wann steigst du aus dem Hamsterrad und dem Gruppendruck aus? Fang mal im Kleinen an, es muss ja nicht gleich Job hinschmeissen und Weltreise sein.
Mach mal trotz Stress und Problemen früher Feierabend und gönn dir was Schönes.
Lass mal das Badezimmer schmutzig sein und gehe für einen Spaziergang in den Wald.
Nimm mal den Zug anstelle vom Auto und lass die Landschaft an dir vorbeiziehen.
Sag mal «Nein» zu etwas, dass gerade nicht entscheidend ist.
Sag mal «Ja» zu dir selbst
Und der kleine Teufel auf der Schulter oder das ängstliche Kind im Innern dürfen einen kurzen Moment schweigen und Pause machen.
PS: Danke an alle (und alles), die mich in den vergangenen Wochen direkt oder indirekt, absichtlich oder unabsichtlich darauf hingewiesen haben, dass es auch anders ginge.